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Judith Rautenberg

Landesstipendium für Bildende Kunst 2021 für Judith Rautenberg
Multimediale Installation

@ Judith Rautenberg

geboren am 21.07.1982 in Ebertsberg

seit Januar 2016  Freie Videokünstlerin und Fotojournalistin in Weimar

2013 - 2014 Studium an der Akademie der Bildenen Künstein Wien

2009 - 2015 Bauhaus Universität Weimar

2003 - 2005 Ludwig-Maximilian Universität München, Ethnologie, Philosophie und Religionswissenschaft

 

Jurybegründung

In ihren begehbaren, interaktiven, teils raumbezogenen, teils raumunabhängigen Video- und Lichtinstallationen kombiniert Judith Rautenberg Fotografie, Video- und Audioebenen, verknüpft Kunst, Forschung und Wissenschaft und setzt Mensch, Licht und Raum in Beziehung zueinander. Kunsthistorische Referenzen und sozialwissenschaftliche Erkenntnisse liefern ihrer Arbeit, die sich mit unserer Wahrnehmungsfähigkeit, dem Zusammenspiel menschlichen Sehens, Hörens und Fühlens, auseinandersetzt, weitere Anhaltspunkte. Charakteristisch für Judith Rautenbergs künstlerische Praxis ist ihr Interesse am Raum als Medium und als Bild-, Erfahrungs- und Konzeptträger, ob inmitten oder losgelöst von Architektur.

 Die Künstlerin nennt ihre Raumerlebnisse, in die man eintauchen kann, "immersive Environments, die inhaltliche Konzepte über einen multisensorischen Zugang vermitteln". Die inhaltliche, multimediale und ästhetische Kraft ihrer bisherigen Projekte und die überzeugende Idee ihres Jahresvorhabens für 2021 waren für die Jury wesentliche Kriterien dafür, die Künstlerin mit dem Thüringer Landesstipendium für Bildende Kunst auszuzeichnen.

 Ausgangspunkt dieses multidisziplinären, alte und neue Medien verknüpfenden Vorhabens namens "Papercuts in neuem Licht" ist eine Selbstreflexion, Eigenbefragung, Tiefenprüfung und Bestandsaufnahme künstlerischer Produktion. Zugleich stellt das Projekt eine Neupositionierung zur experimentellen Auslotung weiterer Möglichkeiten eigener künstlerischer Praxis dar: Da der Corona-Shutdown keine Arbeit im öffentlichen Raum zulässt, erfindet sich Judith Rautenberg neu, indem sie zunächst vom Makro- in den Mikrokosmos künstlerischer Produktion geht und mit "Paper Cuts", also dem traditionellen Papierschnitt, experimentiert. Der soll in verschiedenen Formen und Strukturen in ein Zusammenspiel mit unterschiedlichen Lichtformen gebracht werden und eine Beziehung zum wie auch immer gearteten Raum eingehen, um dort "die neuronalen Netze, die uns Menschen funktionieren lassen", als "Nervengeflecht" abzubilden.

 Generell überzeugte die Juror*innen Judith Rautenbergs Angebot bzw. die Einladung, Herausforderung oder vielleicht gar Forderung an den "im Mittelpunkt stehenden, betrachtenden Menschen", sich mit allen Sinnen der eigenen Wahrnehmung, ihrer Filterung, Bedeutung, Bewertung und damit ihrer Folgen bewusst(er) zu werden, sie zu hinterfragen und schulen. Die Art und Intensität unserer Wahrnehmung bestimmt unseren Umgang mit der Welt, was Judith Rautenbergs künstlerischem Ansinnen auch eine politische Dimension gibt. Sie fragt: "Wie finden wir den Weg zu unserer Zielposition?"

 Für die Entscheidung der Jury spielte auch die Offenheit, Neugier und Experimentierlust gegenüber alten wie neuen Techniken und Technologien, Prozessen und Methoden eine Rolle, mit der Judith Rautenberg nach immer neuen Einsatzmöglichkeiten für ihre künstlerischen Umsetzungen sucht, die Grenzen von ihr genutzter Medien ständig erweitert und sich zwecks Erkenntnisgewinns auf unbekanntes Terrain zu begibt.

 Frank Motz

Mitglied des Kuratoriums der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen