Skip to main content

Andreas Grahl

Landesstipendium Bildende Kunst 2022 mit der SV SparkassenVersicherung für Andreas Grahl

© Andreas Grahl

Vita / Andreas Grahl

  • 19.06.1981

    geboren in Karl-Marx-Stadt

  • 1998
    Realschulabschluss an der Valentina Terreschkowa Mittelschule
  • bis 2003
    Gelegenheitsjobs, Straßenakrobatik
  • 2006
    Abschluss der Ausbildung zum Tischlergesellen
  • 2006 - 2011
    auf Wanderschaft als „fremd und freier“ Tischler
  • ab 2011
    Reisewerbe als Tischler, Schausteller
  • 2014 - 2021
    Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität-Weimar
  • seit 2021
    Freier Künstler

Jurybegründung

Andreas Grahl ist eine Institution. Er performt, deklamiert und installiert, bringt zusammen, was nicht zusammenpasst, singt, trägt kurze Röcke und ist einer der traurigsten Cheerleader der Welt. So zumindest heißt seine Performancegruppe, mit der er zuweilen sein Publikum erfreut.

Geboren 1981 in Karl-Marx-Stadt, verbringt er sein halbes Leben auf Wanderschaft, als Straßenkünstler, Akrobat, feuerspeiender Zirkuspädagoge und schließlich als fahrender Geselle. 2014 beginnt er an der Bauhaus-Universität Weimar ein Studium der Freien Kunst, das er im vergangenen Jahr mit einem Diplom abschließt.

Andreas Grahls Material sind seine Erfahrungen, persönliche Erlebnisse eines Jugendlichen in den Nachwendejahren, die Pathologie einer ganzen Generation, die sich durch „unbestimmten Hass, Angst und Minderwertigkeitskomplexe“, wie er es beschreibt, auszeichnet.

Geeignetes Material ist außerdem alles, was eben so rumliegt und plötzlich Qualitäten offenbart, die es zum Ausgangspunkt von Objekten mit Aktionscharakter machen. Ein Objekt ist nicht nur ein Objekt, sondern hat unbedingt eine Funktion. Im „UNIVERSUM 1-5“ beispielsweise mit dem Untertitel: "Ein Universum existiert ohne die Sinnfrage" kommen zum Einsatz: Laubgebläse, KG‐Rohr, Plastikflaschen, Händy (sic), Kopfhörer, Schalter. Betätigt man letzteren, fliegt einem oben genanntes um die Ohren.

Für das Landesstipendium Bildende Kunst 2022 mit der SV SparkassenVersicherung plant Andreas Grahl die Eröffnung einer „Harz4-Galerie“, mit der er sich von einem Ort zum nächsten bewegt. Der Ort wird zum Objekt der Ausstellung, „zu einer inszeniert prekären Ausstellungssituation in Form eines Bühnenbildes. Im Inneren dieses Gebäudes werden Film, Sound, Bild und Text-Sequenzen ausgestellt.“ beschreibt Grahl sein Vorhaben. Hier möchte er, fernab aller gängigen Diskurse und bildungsbürgerlicher Unterhaltung die Kunst auf die Straße zurückbringen.

Andreas Grahls Unbedingtheit, seine zwischen Tragik und Humor hin und her pendelnde Arbeit, die genaue Beobachtungsgabe und bedingungslosen Körpereinsatz erfordern, hat die Jury überzeugt.

Prof. Jana Gunstheimer
Mitglied des Kuratoriums der Kulturstiftung des Freistaats Thüringen

© Andreas Grahl